Der sogenannte „Euromajdan“ hatte 2013/2014 die politische Elite der Ukraine erschüttert und für das Land nachhaltige Folgen. Vorausgegangen war ein politischer Annährungsprozess der Ukraine an die EU, der die mediale Öffentlichkeit zeitweise dominierte. Bei der Diskussion darüber, ob die Ukraine den europäischen Institutionen beitreten solle oder eine Orientierung des Landes an Landes an Russland der bessere Weg sei, haben die Kirchen eine wichtige Rolle gespielt, indem sie sich zu den politischen Entwicklungen immer wieder öffentlich geäußert und diesen „nationale“ Bedeutung beigemessen haben. Daher stehen im vorliegenden Buch kirchliche Akteure im Vordergrund und ausnahmsweise nicht die Haltung von Akteuren europäischer Institutionen, die auf diejenigen schauen, welche sich der EU annähern wollen.
Die kirchlich-konfessionelle Situation, die nach dem Ende der Sowjetunion immer unübersichtlicher geworden war, macht es besonders schwierig, die unterschiedlichen Statements von Vertretern der ukrainischen Kirchen – im Wesentlichen geht es dabei um vier Kirchen – einzuordnen. Dieses Feld zu sortieren und zu und zu untersuchen war das Ziel der nun vorliegenden Dissertation.
Die Haltung der Kirchen zu einem institutionalisieren und einem imaginierten Europa bilden die beiden Untersuchungspole zwischen politischer Integration und dem damit verbundenen Wertekanon.
Trotz der konfessionellen und zwischenkirchlichen Konflikte zeigt die Untersuchung, dass die Positionen der Kirchen relativ nahe beieinanderliegen. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Erkenntnis, dass „Europa“ für die untersuchten Kirchen in der Ukraine in erster Linie als Zweck für eine eigene nationale Positionierung diente.
Studien zur Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas, Bd. 16
(Zugleich Universitätsdissertation Mainz)
ISBN 978-3-944487-85-4, 14,8x21,0 cm, kartoniert, 518 Seiten